Architektur in Japan

Die frühe Architektur in Japan beginnt bereits in der Yoyoi-Zeit um ca. 300 v. Chr. mit den ersten Siedlungen, deren Häuser mit einem Strohdach bedeckt waren und aus Lehm bestanden. In der Kofun-Zeit entstanden Hügelgräber (Kofun) in Japan, die ursprünglich nur in China errichtet wurden und große Fürstengräber darstellten. Die darauffolgende Asuka-Zeit brachte im 6. Jahrhundert mit den buddhistischen Mönchen die Architektur aus China nach Japan. Die chinesischen Einflüsse prägten den Bau der buddhistischen Tempelanlagen im Land. Die Tempel wurden aus Holz errichtet, wie zum Beispiel der Todai-ji aus dem 8. Jahrhundert, der zu den größten Holzgebäuden der Welt zählt. Die älteste Tempelanlage der Welt befindet sich im Horyu-ji in Nara und wurde im 7. Jahrhundert gebaut. Sie gilt als Glanzstück der japanischen Architekur der Asuka-Zeit. 

In der Heian-Zeit beeinflussten unter anderem Stilelemente aus der buddhistischen Lehre den Bau von Tempelanlagen. Ein Beispiel dieser besonderen Bauart ist die Pagode, die ein turmartiges Bauwerk darstellt. Eine weitere Anforderung an die japanische Architektur ergab sich dadurch, dass die Tempelanlagen meist fern der Städte in den Bergen errichtet wurden. Zum Decken der Tempeldächer verwendete man anstelle von Ziegeln Zypressenrinde und verlegte Holzbretter als Fußböden. Als die einflussreiche Familie der Fujiwara im Land herrschte, entwickelte sich der Amitabha-Buddhismus (Amidismus) als religiöse Strömung in Japan. Der Adel schätzte die Ästhetik und es entstanden sogenannte Amida-Hallen, die religiöse und weltliche Vorstellungen miteinander verbanden. Ein Beispiel einer Amida-Halle ist die 1053 errichtete Phönix-Halle in Uji.

In der Kamakura-Zeit nahm der Kriegeradel der Samurai an Macht zu und prägte unter anderem den Architekturstil. Es entstanden Häuser, die vom Stil den Residenzen der adligen Schicht ähnelten, aber doch mit Türmen und Gräben versehen waren. Nach der Zerstörung vieler Tempelanlagen aufgrund des Genpei-Krieges (1180-1185) wurden die Tempel und Schreine wieder aufgebaut, die stilbildend für die nachfolgende Zeit waren. In dieser Epoche entstanden auch die schlichten Teehäuser und Teegärten, die ihren Ursprung im Zen-Buddhismus haben. Nach der kriegerischen Sengoku-Zeit prägten große Burgen die Architektur in Japan. Das herausragendste Gebäude der sogenannten Momoyama-Zeit ist die Burg Himeji von 1609. Sie wird auch die "Burg des weißen Reihers" genannt und befindet sich in der Stadt Himeji. Charakteristisch für diese Burg ist der Hauptturm und die drei kleineren Türme mit spiralförmiger Anordnung.

Die Architektur der Edo-Zeit vermischte zum Teil klassische und neue Elemente. In Edo, dem heutigen Tokio, kam es regelmäßig zu Zerstörungen durch Großbrände, wodurch sich eine einfache Bauweise durchsetzte. Außerdem mussten die Daimyo die Hälfte der Zeit in der Stadt Edo leben. Sie gehörten den Samurai an und errichteten sich in der Hauptstadt große Häuser und Gärten. Ein Beispiel dieser großflächig angelegten Gärten ist der Korakuen in Tokio, der sich heute in der Nähe des Tokyo Dome befindet. In der Meiji-Zeit öffnete sich Japan dem Ausland und auch die japanische Architektur gewann neue Eindrücke. Zu dieser Zeit bestanden viele Häuser noch aus Holz. Erst als im Jahr 1872 ein Großbrand das ganze Ginza-Viertel von Tokio zerstörte, wurden an dieser Stelle Backsteinbauten nach westlichem Vorbild errichtet. Die Pläne zur Umsetzung hatte ein englischer Architekt erstellt und leitete ebenfalls dieses Bauprojekt in Japan.

Allerdings wählte man nach dem Erdbeben von 1923 als Alternative zum Backstein den Baustoff Stahlbeton. Einige Beispiele dieser westlichen Einflüsse in der Architektur in Japan sind der Bahnhof und das Parlamentsgebäude in Tokio. Der Baustil aus der Zeit von 1886 bis 1912 wird daher auch die pseudo-westliche Architektur genannt. Viele westliche Architekten waren sehr beeindruckt von der traditionellen japanischen Architektur und lobten sie in ihren Büchern. Sie schätzten die klaren Konstruktionen und Gestaltungsmerkmale. Die Architekten in Japan blieben aufgrung dieser positiven Resonanz ihrem traditionellen Stil treu und entschieden sich gegen den neuen Stil der Meiji-Zeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die zerstörten Städte wieder aufgebaut. Die japanische Architektur unterlag nun dem technologischen Fortschritt. Es wurden moderne Stahlbetongebäude errichtet, die im Kontrast zu den traditionellen Bauten standen. Heute versucht man, in Großstädten wie Tokio neue städteplanerische Konzepte umzusetzen, indem man moderne Wohn-, Büro- und Geschäftsgebäude baut, die Freizeit und Arbeitsleben konzentrieren sollen.